Wagner wirbt, Oleniwka stirbt

Putins Krieg rollt wie ein riesiger Güterzug durch diesen Sommer, unaufhaltsam und schwer beladen mit traurigster Fracht. Nach und nach zeigen sich die offenen Güterwägen, sichtbar wird die Wagner-Gruppe, die nun offen um Söldner wirbt auf Russlands Straßen. Sichtbar ist nun auch das Abfackeln von Gas an der Grenze zu Finnland, da Putin die Lieferverträge nicht eingehalten will. Sichtbar ist auch die besonders schmutzige Fracht, wie das Quälen (und höchstwahrscheinlich Ermorden) von Kriegsgefangenen (in der Ortschaft Oleniwka). Ähnlich schmutzig ist das Verhalten der russischen Truppen am Atomkraftwerk Saporischschja, oder das vorsätzliche Abfackeln reifer Getreidefelder. 

 

Im "Spiegel" dieser Woche gute Texte zur Ukraine. Putin und die KGB-Kultur unterscheiden wohl zwischen "Feinden" und "Verrätern", und "Verräter", zu denen die Ukrainer gerechnet werden, müssen besonders brutal behandelt werden. Von Moskau aus gesehen sind die Ukrainer die "kleinen Brüder", und die dürfen es zudem (wirtschaftlich, kulturell) nie besser haben als man selbst, das würde der Moskauer Kreml-Stolz nicht ertragen. Hier wird Neid zu Hass. Daher verbrennt man lieber des ukrainischen Nachbarn Weizenfelder, zerstört seine Städte, verschleppt die Leute, vergewaltigt und ermordet sie. Neid, der zu Hass und zunehmender Hysterie wird.

 

Hysterie. Die russische Armee setzt immer ältere Waffen ein, T-80 Panzer, T-64 und nun auch Geschütze aus den 50er Jahren. In dieser Logik müssten bald auch die T-34 der Mai-Paraden wieder an die Front, und könnten so formvollendet den ewig lebenden Hitler bekämpfen. Der imaginäre Zweite Weltkrieg Teil II, den Putin hier laut seiner Propaganda führt, dieser schmutzige und menschenverachtende Angriffskrieg, ist mit seinem müden "Z" allerdings unfreiwillig selbstironisch perfekt gekennzeichnet. Dieses "Z" ist vielleicht das Einzige, was Putin an diesem Krieg richtig getroffen hat, indem er seinem Überfall dieses halbe Hakenkreuz umhängt.