Morgen ein halbes Jahr

Morgen ein halbes Jahr Krieg in der Ukraine im Sinne der vollen Invasion. Die russische Armee scheint nun nicht mehr nennenswert in die Offensive gehen zu können. Zuviele Truppen werden vom Donbas in den Süden verlegt, der Kampfwille von Putins Armee nimmt weiter ab, und neue Rekruten lassen sich nur schwerlich anwerben. Gleichzeitig unternimmt die Ukraine Vorbereitungsmaßnahmen für eine Offensive im Süden, indem Brücken, Depots und Kommandostützpunkte in der Tiefe getroffen werden. Eine Einkesselung russischer Truppen ist zumindest denkbar, vor allem westlich des Dnjepr, und Cherson (ebenfalls am Westufer) könnte für Putin ein Stalingrad werden, was allerdings davon abhängt, ob es den ukrainischen Truppen gelingt, nennenswert in die Offensive zu gehen. Es ist scheint möglich, muss aber nicht gelingen. Die halbwegs bald einsetzende Schlammphase des Herbstes ist ein zusätzlicher Faktor der Ungewissheit, freilich für beide Seiten.  

Der tödliche Anschlag auf die Tochter von Alexander Dugin kann vieles bedeuten. War es Putin selbst, um entweder interne Kritiker beziehungsweise Stauffenbergs zu warnen, oder um die russische Öffentlichkeit weiter aufzupeitschen? Oder waren es tatsächlich russische oder sogar ukrainische Widerstandskämpfer? 

 

Selenskyj trägt heute ein olivgrünes Hemd schwarz bestickt mit Folkloremotiven, das habe ich an ihm noch nie gesehen. Es drückt eine neue Stimmung aus, eine gewisse kleine Verspieltheit und Freude am Ästhetischen, der Albdruck der Kiewer Bunkertage von Kriegsbeginn scheint zumindest ein Stück weit gewichen.