Russlands Krieg geht nun ins Jahresende. Putin wackelt wohl bereits im Kreml, wenn auch von außen kaum gesagt werden kann, wie sehr. Die große traditionelle Pressekonferenz zu Jahresschluss immerhin hat er abgesagt. Gerüchte über Putins Flucht zirkulieren, und auch wenn diese Flucht recht unwahrscheinlich ist, so ist doch die Tatsache, dass Gerüchte zirkulieren, ein kleiner Hinweis auf die angespannte Lage im Kreml. Wohin könnte er überhaupt? Nordkorea, aber wäre das eine langfristige Lösung? China bliebe wohl als einzige Option. (Wir dürfen nicht vergessen, dass kurz vor der Vollinvasion am 24. Februar Peking und Moskau ganz offen verkündet haben, eine neue Weltordnung zu schaffen.)
Korea. Ist der Koreakrieg eine sinnvolle Schablone für einen Vergleich hier? Etwa die Dauer des Krieges? Oder dass am Ende eine Trennlinie gezogen wurde, könnte als Denkfigur eventuell noch eine Rolle spielen.
"In Isolation", S. Assejew, 2020, ein Bericht aus den Separatistengebieten. Warum gibt es Menschen in diesen Gebieten, die die Separatisten unterstützen? Es ist wohl Sowjetnostalgie, der eine Angst innewohnt, in einer westlich orientierten Ukraine vom Prozess der Wandlung überfordert zu werden. Die statische Zementiertheit des gesellschaftlichen Lebens in der alten Sowjetunion gilt den Nostalgikern als erstrebenswert. Vielleicht ist sogar ein gewisser Vergleich zu 1861 möglich, als am Ende der Leibeigenschaft orientierungslose Bauern zu ihren Herren zurückkehrten.
Warum bekommt die Ukraine noch immer keine westlichen Kampfpanzer? Steht eine Absprache der Amerikaner mit Moskau beziehungsweise Peking im Hintergrund derartiger unsichtbarer Regeln? Als letzte Woche die Lieferung iranischer Raketen durchsickerte, verkündete Washington die Lieferung des Patriot-Systems; Ausbildung in Grafenwöhr.
Die Wagnergruppe und ihr ewiger Angriff auf Bachmut. Besteht gleichzeitig die Möglichkeit, dass der Wagner-Chef Prigoschin einige seiner Truppen in Moskau zurückhält für den Fall eines möglichen Regimewechsels? Denn mehr und mehr gleicht der Kreml einem mittelalterlichen Hof mit seinen Fürsten, also Prigoschin und Kadyrow und anderen. Wobei zugleich zu bedenken ist, dass Putin per Korruption regiert. Alle in seinem engeren Kreis profitieren finanziell enorm, doch dürfte Putin sie alle immer schon in die Lage gebracht haben, sich strafbar gemacht zu haben: Um so erpressbar zu sein.
Putin heute in Minsk, sein erster Besuch seit 3 Jahren. Wird sich Weißrussland am Krieg gegen die Ukraine nun direkt beteiligen? Höchst unwahrscheinlich. Der Krieg ist in Weißrussland sehr unpopulär, und die weißrussische Armee ist nicht sonderlich kampfstark. Aber sollte es Putin dennoch gelingen, Lukaschenko hier zu bewegen -- oder soll man sagen -- erpressen, könnte dies der Anfang des Endes der weißrussischen Diktatur sein.
Putin is still trying to outsuffer Ukraine and its allies. Well, it seems to be the only option he has left at all.